Fotos: angelika-kamlage.de/drs
Freiwilliges Engagement in immer größerer Vielfalt
Kongress zum Ehrenamt: Menschen zu gewinnen erfordert viel Kreativität
Nach Beobachtung kirchlicher Fachleute erfordert es immer mehr Kreativität seitens karitativer Organisationen, Menschen für ehrenamtliches Engagement zu gewinnen. Ehrenamtliche Tätigkeit sei in den vergangenen Jahren zunehmend vielgestaltiger und vielfältiger geworden, hieß es bei einem von der Diözese Rottenburg-Stuttgart veranstalteten Kongress „Ehrenamt verbindet“ am Samstag in Rottenburg mit 450 Teilnehmern. Unter anderem beteiligten sich acht katholische karitative Verbände.
Übereinstimmend wurde gefordert, Ehrenamtlichen mehr Anerkennung und Respekt zu zeigen. Sie bräuchten zudem verlässliche Rahmenbedingungen und Möglichkeiten, ihr Engagement mit kompetenter Begleitung zu reflektieren.
Paul Stefan Roß, Professor für Sozialwissenschaft von der Dualen Hochschule Stuttgart, beschrieb Ehrenamt als „vielfältiges Engagement in einer offenen Gesellschaft“ und zeichnete eine Entwicklung hin zu einer Form „Ehrenamt 4.0“. Individuelle Interessen und Neigungen von Engagierten spielten heute eine viel größere Rolle als noch vor 20 Jahren.
Roß mahnte karitative Organisationen, nicht bei früheren Formen von Ehrenamt stehen zu bleiben, sondern der gesellschaftlichen Realität Rechnung zu tragen: „Ehrenamt 4.0 ist ausgesprochen vielfältig und damit auch unübersichtlich, spannungsreich und widersprüchlich“. Noch mehr als bisher, hieß es beim Kongress, werde deutlich, dass die Person maßgeblicher sei als die Funktion.
„Ich bin eine Mission!“ konstatierte Prof. Bernd-Jochen Hilberath, Theologieprofessor der Universität Tübingen und hielt beim Ehrenamtskongress ein Plädoyer, ehrenamtliches Engagement nicht nur auf eine Nebentätigkeit zu reduzieren. Er machte deutlich, dass Engagement ein Erkennungszeichen von Christen sei und verglich dies mit einem Brandzeichen oder Tattoo. Im Vertiefungsworkshop am Nachmittag ging es deshalb auch vor allem um die spirituelle Dimension von Engagierten.
Dr. Julia Weber ist Motivationspsychologin und beschrieb das Zürcher Ressourcen-Modell am Beispiel eines Strudelwürmlis. Was zunächst zur großen Erheiterung beitrug, erwies sich schnell als fundiert ausgearbeitete Grundlagenarbeit, um zu verstehen, wie Motivation im Gehirn entsteht. Damit hatte sie offensichtlich den Nerv von vielen Teilnehmern getroffen. Am Nachmittag war die Rottenburger Festhalle für ihre Vertiefung nochmals gut gefüllt.
Im kommenden Jahr richtet die Diözese Rottenburg-Stuttgart zehn Stellen für sogenannte Ehrenamtskoordinatoren ein, die freiwilliges Engagement vernetzen und weiterentwickeln sollen.
Grußwort Bischof Dr. Gebhard Fürst
Input Engagement 4.0 (Prof. Dr. Paul Stefan Roß)
Input „Machen Sie doch was Sie wollen!“ (Dr. Julia Weber)
Workshop Partizipative Kirchenentwicklung(Theresa Reinke)
Workshop Talentorientierte Ehrenamtsförderung(Kathrin Speckenheuer)
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